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Die Reichsbahn kommt

5 / 1920
Drei große Informationstafeln über verschiedene Epochen der Eisenbahnzeit hängen im Museum

Die Reichsbahn kommt

Einheit der Bahn: Zum 1. April 1920 wurden die Länderbahnen aufgelöst und unter dem Dach der Deutschen Reichsbahn zusammengefasst. Der Länderbahn-Fahrzeugpark mit über 200 Typen verursachte jedoch enorme Kosten für Wartung, Ersatzteile und Ausbildung des Personals. Deswegen entstand der Plan, ab jetzt Einheitslokomotiven zu bauen: Bis 1945 wurden 28 Baureihen entwickelt.

Alles war einheitlich. Besaßen die Länderbahnen vorher unterschiedliche Farbkombinationen, galt nun: Schwarz für die Lok, Rot für alles Bewegliche in Bodenhöhe. Das verbarg einerseits Rußspuren. Andererseits war das leuchtende Rot eine bei Nebel, Regen oder Dunkelheit weithin sichtbare Signalfarbe.

Der Einheitsnummernplan schloss diese Entwicklung 1925 ab. Er galt noch bis 1968 im Westen und bis 1970 im Osten Deutschlands. Zudem wurde 1928 die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung erlassen, die die Beschaffenheit der Bahnanlagen „für alle dem allgemeinen Ver- kehr dienenden Eisenbahnen Deutschlands“ regelt.

Aderlass und Reparationsleistungen

Die Verluste nach dem Ersten Weltkrieg schwächten die Wirtschaft: Zum Beispiel gingen die Lagerstätten von Steinkohle und die Roheisen- und Stahlproduktion in Oberschlesien verloren. Ebenso gehörten Posen und Westpreußen nicht mehr zum Reich. Damit fielen auch viele wichtige Landwirtschaftsflächen weg. Fast die ganze Handelsflotte und das Auslandsvermögen fehlten, was entsprechend den Außenhandel erheblich beeinträchtigte. Und von den einst 33 000 Loks mussten 8 000 abgegeben werden, außerdem Tausende Wagen – vor allem die technisch am weitesten entwickelten Fahrzeuge.

Unter privatrechtlichem Dach

Ausgleich für den Kriegsverlust: Sieger fordern Entschädigung. Um die Ansprüche abzusichern, wurde die staatliche Reichsbahn 1924 in die privatrechtliche Reichsbahn-Gesellschaft überführt. Das Eigentum verblieb dabei jedoch in der öffentlichen Hand. Außerdem wurde die Gesellschaft mit einer Schuldverschreibung von elf Milliarden Goldmark zum Vorteil der Sieger belastet. Zugleich betrug das Grundkapital nur 15 Milliarden Goldmark. Die Weltwirtschaftskrise und die Geldabflüsse der Reparationen erdrückten die Reichsbahn geradezu. Erst im Jahr 1932 wurde sie von den finanziellen Verpflichtungen befreit.

Einheitsnummernplan

Nach der Überführung der ehemaligen Staatsbahnen in die Deutsche Reichsbahn am 1. April 1920 trat im Jahr 1925 ein einheitliches Bezeichnungssystem für Dampflokomotiven in Kraft. Die Betriebsnummer einer Lokomotive setzt sich dabei zusammen aus einer zweistelligen Stammnummer und, von dieser durch einen Zwischenraum getrennt, einer drei- oder vierstelligen Ordnungsnummer. Die Ordnungsnummer steht für die gebaute Stückzahl und/oder Herkunft (Länderbahn) und/oder Bauartunterschiede. Die Stammnummern sind entsprechend dem Verwendungszweck der Lok aufgeteilt.

Am 1 Januar 1968 trat ein neues, EDV-gerechtes Nummernschema bei der Deutschen Bundesbahn in Kraft. Zur Unterscheidung der Fahrzeugart erhielten Dampflokomotiven vor die Stammnummer eine 0, Elektroloks eine 1, Dieselloks eine 2 sowie hinter der Ordnungsnummer eine durch Querstrich getrennte Kontrollziffer.

Bedeutende Ereignisse zu dieser Zeit

1918: Ende des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918), Abdankung des Kaisers und Beginn der Weimarer Republik

1929: Zusammenbruch der Börse in New York, Beginn der Weltwirtschaftskrise

Beispiel EDV-gerechtes Nummernschema

Beispiel: 001 111 – 4 Schnellzuglokomotive der BR 01 mit der Ordnungsnummer 111 (hier als Stücknummer)