Zum Inhalt springen

Die Kanzler

Seite 5
Der Salonwagen im Museum in Perspektive fotografiert

Konrad Adenauer

1949 – 1963

Konrad Adenauer (1876 – 1967) war der erste deutsche Kanzler. Nach dem Zerfall des Dritten Reiches bestimmte der Christdemokrat Deutschlands politisches Geschick maßgeblich mit: Er bemühte sich 1955 in Moskau um diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion, so konnten die letzten Kriegsgefangenen von dort zurückkehren. Im Kalten Krieg bekannte sich Adenauer jedoch klar zum Westen: 1955 endete die Besatzung, Deutschland wurde wieder souverän – mit Vorbehaltsrechten für die Alliierten. Nur ein paar Tage später trat Deutschland dem Beistandspakt „Westeuropäische Union“ bei sowie als gleichberechtigter Mitgliedsstaat auch dem NATO-Bund. Bei seinem Staatsbesuch in Frankreich schloss Adenauer schließlich 1963 mit Charles de Gaulle den Élysée-Vertrag als Symbol für die deutsch-französische Freundschaft und künftige enge Kooperation.


Ludwig Erhard

1963 – 1966

Mit seinem Namen ist das deutsche Wirtschaftswunder verbunden: Ludwig Erhard (1897 – 1977) stand für die soziale Marktwirtschaft, auf die er bereits in allen Kabinetten unter Adenauer hinarbeitete. Sein Programm „Wohlstand für alle“ fußte auf einer Währungsreform. Zudem sollten sich die Renten an der Produktivität orientieren. Anders als Konrad Adenauer betrieb Erhard eine Politik der Mitte, wodurch er sich von dessen autokratischem Stil absetzen wollte. Am Ende aber scheiterte Erhard in der haushaltspolitischen Debatte am Koalitionspartner FDP.


Kurt Georg Kiesinger

1966 – 1969

Der Christdemokrat (1904 – 1988) leitete die Regierungsgeschäfte zur Zeit der ersten Großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD. Sein politisches Ziel war, die schwächelnde Wirtschaft zu stärken. Außerdem verabschiedete der Bundestag die „Notstandsgesetze“, eine Bedingung der Alliierten zum Schutz ihrer Truppen bei Krisen. Gegen diesen Eingriff ins Grundgesetz entflammte heftiger Protest. Wegen inhaltlichem Zwist unter anderem in der Wirtschaftspolitik brach schließlich die Koalition und Kiesinger wurde abgelöst.


Willy Brandt

1969 – 1974

Willy Brandt (1913 – 1992) war von seiner Jugend an Sozialdemokrat. Seine politische Karriere begann in der Lübecker Arbeiterbewegung. Brandt kämpfte von Anfang an aktiv gegen den Nationalsozialismus, ab 1936 teils vom Untergrund aus sowie später im Exil in Norwegen. Seit 1949 war er Mitglied im Bundestag. Zur Zeit des Mauerbaus regierte er als Bürgermeister die Hauptstadt Berlin (1957 – 1966) mit dem Ruf als ein Vorkämpfer der demokratischen Freiheit. d Als Bundeskanzler begann Brandt dann eine neue Ostpolitik: Er erkannte die Bundesrepublik und DDR als zwei eigene Staaten an, die aber füreinander kein Ausland seien. Infolge verhandelte er zum Beispiel mit Willi Stoph, dem DDR-Ministerratsvorsitzenden. Mit seinem Kniefall vor dem Ehrenmal des Warschauer Judenghettos entschuldigte er sich symbolhaft für deutsche Nazi-Verbrechen. Als erster Kanzler reiste er nach Israel und sprach vor der UNO . Brandt erhielt 1971 den Friedensnobelpreis. Als drei Jahre später sein Mitarbeiter Günter Guillaume als DDR-Spion enttarnt wurde, trat Brandt zurück. Als Alterspräsident eröffnete er dann 1990 den gesamtdeutschen Bundestag.


Helmut Schmidt

1974 – 1982

Helmut Schmidt (geb. 1918) galt als belastbarer Krisenmanager, so etwa als Hamburger Bürgermeister bei der Flutkatastrophe 1962. Unter Brandt wurde er Verteidigungs-, dann Wirtschaftsminister. Als Kanzler unterzeichnete er 1975 die Schlussakte von Helsinki über die Sicherheit und die zukünftige Zusammenarbeit in Europa. In seine Amtszeit fällt auch der Terror der Roten Armee Fraktion, dem er hart begegnete, und der Sowjeteinmarsch in Afghanistan. Zudem begann die militärische Abrüstung zwischen Ost und West: Die NATO übernahm Schmidts Konzept des Doppelbeschlusses. Dieser beinhaltete Verhandlungen mit der UdSSR über Abrüstung. Scheiterte dies, würde Amerika Raketen in Europa stationieren – Protest dagegen ließ umgekehrt die Friedensbewegung erstarken. Das politische Links und Rechts drifteten zunehmend auseinander. Die Mehrheit des Bundestages entzog Schmidt 1982 das Vertrauen zugunsten von Helmut Kohl.