Zum Inhalt springen

ab 1953

Seite 4
Der Salonwagen im Museum in Perspektive fotografiert

Auf Kanzlerfahrt

Nach Rückgabe an die Deutsche Bundesbahn fuhr 10 242 weiter Staatsdiener: Er wurde dem Sonderwagenpark der noch jungen Bundesrepublik zugeteilt und diente den Kanzlern als angemessenes Reisegefährt, zuerst Konrad Adenauer. Auch später schrieb der Wagen Politikgeschichte: Willy Brandt reiste 1970 zum Beispiel mit ihm zu dem ersten deutsch-deutschen Gipfel nach Erfurt. Elf Jahre später querte auch Helmut Schmidt so die innerdeutsche Grenze. Nach seinem Treffen mit Erich Honecker am brandenburgischen Werbellinsee trat Schmidt mit 10 242 ab Güstrow die Reise zurück in den Westen an.

Für diese Zwecke war der Wagen im Ausbesserungswerk Frankfurt am Main von 1953 bis 1955 erneut umgerüstet worden. Er hatte auch ein Funkabteil mit je einem Lang-, Mittel-, Kurz- und Ultrakurzwellensender und Empfänger sowie einer Chiffrier- und Dechiffrieranlage bekommen. Für die notwendigen Antennen wurde das Dach geöffnet und zum Schutz mit einer Wulst verkleidet. So konnten der Kanzler und Präsident sowie deren Gäste während der Fahrt vertrauliche Nachrichten nach außen verschicken sowie von dort empfangen. Auch sonst war 10 242 diskret: als abhörsicherer Raum fürs interne Gespräch.

Geputzt für Gäste

Für hochgestellte Gäste scheute Konrad Adenauer weder Aufwand noch Mühe: Als etwa 1965 Englands Königin Elisabeth II. nach Deutschland kam, ließ er alle Wagen des Sonderzuges allein für die elf Tage dieses Staatsbesuches von Grün auf Rot mit beigen Streifen umlackieren – für satte 24 000 DM nur für diesen einzelnen Waggon 10 242!

Der Weg ins Museum

In dieser Zeit stand Wagen 10 242 bis 1988 stets zum Einsatz bereit in Köln. Trotz seiner historischen Bedeutung musterte die Bundesbahn ihn 1991 aus. Der nächste Eigentümer war dann ein Eisenbahnverein aus dem Münsterland. Im Jahr 2000 konnte der Wagen für das Deutsche Dampflokomotiv Museum gesichert werden: Seit Abschluss der Aufarbeitung in den beiden Bahnwerken München-Neuaubing und Weiden steht 10 242 hier in der Dauerausstellung – als Zeitzeuge der bewegten Geschichte Deutschlands von 1937 bis 1988.