Vor 70 Jahren, am 1. April 1943, also im vierten Kriegsjahr des 2. Weltkrieges, begann beim Bahnbetriebswerk (BW) Neuenmarkt-Wirsberg die Lehrlingsausbildung. Zu den ersten sechs Buben im Alter von 13 – 14 Jahren, die hier ihren Weg in Richtung Berufsleben begannen, gehörte Erich Goller.
Die Lehrlinge wollten den zu diesem Stichtag neu geschaffenen Beruf des „Lokomotiv-Junghelfer“ erlernen, einen 3-jährigen Metall-Ausbildungsberuf zur Vorbereitung auf die sich daran anschließende Ausbildung zum Lokomotivführer.
Im Berufsbild des Lokomotiv-Junghelfers sollte ihnen die Fertigkeiten der verschiedenen handwerklichen Metallberufe vermittelt werden, die sie für die Wartung und Instandhaltung von Dampflokomotiven benötigten. Deshalb erfolgten die Unterweisungen auch nicht nur in der Lehrwerkstatt, die Jungen sollten auch die verschiedenen Werkstätten des Bw (wie Dreherei, Schmiede Gießerei, Werkzeugmacherei etc.) durchlaufen und auch in den Lokschuppen zusammen mit den Schlossern, Betriebsarbeitern und „Fremdarbeitern“ direkt an den Lokomotiven mit arbeiten und dabei lernen.
Zu den ersten Aufgaben der jungen Reichsbahner gehörte aber zunächst erst einmal die Einrichtung und Inbetriebnahme ihrer Lehrwerkstatt – in Zeiten der Kriegswirtschaft mit ihren Rationierungen ein gar nicht so leichtes Unterfangen. Das gelang zum Teil nur mit viel Improvisationsgeschick und Beziehungen der „alten Hasen“. Die Lehrwerkstatt platzierte man quasi „mitten im Geschehen“, nämlich im 1. Stock des Verbindungsgebäudes (dort, wo heute das Eingangsgebäude des Deutschen Dampflokomotiv Museums steht) zwischen den damals zwei vorhandenen Ringlokschuppen.
Es herrschte Krieg und so wurde zum Ausbildungsmeister der Lehrlinge ein bereits pensionierter Werkmeister bestimmt, der wieder aus dem Ruhestand reaktiviert wurde.
Die Berufswahl brachte den Jugendlichen zunächst kein Glück: Der Beruf galt als typischer Beruf des NS-Regimes und wurde nach dem 2. Weltkrieg wieder aus dem Verzeichnis der Ausbildungsberufe gestrichen. Die zwei Jahre, die sie bisher gelernt hatten, wurden ihnen lediglich als ein Jahr bei der Ausbildung zum damaligen Beruf des Maschinenschlossers, die sie daraufhin absolvierten, angerechnet.
Drei der sechs Buben wurden tatsächlich Lokführer, allerdings erst nach den Wirren der Nachkriegszeit und erst in den 1950er Jahren; dann halt nicht mehr schon mit 21 Jahren, wie es seinerzeit geplant war. Allerdings bestand auch keine Gefahr mehr, dass sie Dienst beispielsweise auf Kriegslokomotiven im „besetzten Osten“ leisten mussten, wie es einst auch vorgesehen war.
Das Museum ist am 16.05.2024 aufgrund einer Veranstaltung ab 15.00 Uhr geschlossen!