Was 1835 zwischen Nürnberg und Fürth mit dem „Adler“ seinen Anfang nahm, endete 142 Jahre später: Im Oktober 1977 wurden die letzten Dampflokomotiven aufs Abstellgleis geschoben. Das Zeitalter der „Schwarzen Giganten der Schiene“ ging bei der Deutschen Bundesbahn zu Ende.
Kommen Sie mit auf Zeitreise durch die Geschichte der Schiefen Ebene, des Eisenbahnerdorfs Neuenmarkt und unserem Museum.
Die erste urkundliche Erwähnung von Neuenmarkt und Hegnabrunn
Neuenmarkt wird preußisches Herrschaftsgebiet
In Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Preußen und der Regelung im „Pariser Vertrag“ wird auch Neuenmarkt an das Königreich Bayern abgetreten.
Zwischen Nürnberg und Fürth fährt die erste Dampfeisenbahn in Deutschland. Der Erfolg der privaten Strecke ermuntert zu weiteren Planungen, z. B. die Messestädte Nürnberg und Leipzig zu verbinden. Hieraus entwickelt sich die insgesamt 566 km lange „Ludwig-Süd-Nord-Bahn“ von Lindau über Augsburg und Nürnberg nach Hof und weiter nach Norden.
Am 14. Januar 1841 schließt Bayern mit dem Königreich Sachsen und dem Herzogtum Sachsen-Altenburg einen Vertrag zum Bau einer Eisenbahnstrecke von Leipzig nach Nürnberg mit Grenzübergang bei Hof. Diese Streckenführung machte eine Überwindung des Höhenunterschiedes zwischen dem Maintal und der Hochebene zwischen Fichtelgebirge und Frankenwald notwendig.
Am 15. Oktober 1846 erreicht die Ludwig-Süd-Nord-Bahn Neuenmarkt. Bis hier musste die Bahn auf den 74,4 km seit Bamberg nur leichte Steigungen überwinden. Aber die nächsten 7 km haben es in sich.
Mit dem Bau der Ludwig-Süd-Nord-Bahn und der Schiefen Ebene entsteht in Neuenmarkt ein Bahnbetriebswerk, das viele Arbeitsplätze schafft und den Ort prägt. Neuenmarkt wird zum Eisenbahnerdorf.
Am 1. November 1848 ist es soweit – der 52,9 km lange Abschnitt bis Hof kann dem Verkehr übergeben werden. Er beinhaltet die größte Herausforderung der gesamten Strecke: die Schiefe Ebene, die auf dem knapp 7 km langen Teilstück bis Marktschorgast 157,7 Höhenmeter zu überwinden hat.
Um mehr Züge über die Strecke fahren lassen zu können, richtet man auf etwa halber Höhe bei Kilometer 77,9 eine Zwischenblockstelle ein. Wenn ein bergfahrender Zug den Block passiert, stellt der Wärter das Signal wieder auf „Halt“. Damit kann ein in Neuenmarkt wartender Zug bereits abfahren, so kann eine wesentliche Steigerung der Streckendurchlässigkeit erzielt werden.
Die Eisenbahn bringt der Gemeinde nicht nur Arbeitsplätze, auch wichtige Einrichtungen entstehen. So erfolgt 1899 der Anschluss an die Fernwasserleitung der Stadt Kulmbach. Im Ort lassen sich ein Arzt und ein Apotheker nieder und Neuenmarkt erhält eine Polizeistation und eine eigene Poststelle. Handel und Handwerk entfalten sich und 1900 eröffnet das Bahnhofshotel.
Die Eisenbahn unterstützt den Bau der Evangelischen und Katholischen Kirche (Eisenbahnerkirchen).
Am 27. Dezember 1944 ereignet sich ein schwerer Eisenbahnunfall, als ein Militärzug im Bahnhof Neuenmarkt entgleist. Auf der Talfahrt zwischen Marktschorgast und Neuenmarkt versagen die Bremsen. Bei dem Unfall kommen der Heizer, der Lokführer und ein Unteroffizier ums Leben. Außerdem gibt es mehrere Schwer- und Leichtverletzte. Bis heute ist es der schwerste Eisenbahnunfall an der Schiefen Ebene.
Durch den Zusammenschluss von Neuenmarkt und Hegnabrunn entsteht am 1. April 1971 die Großgemeinde Neuenmarkt.
Am 11. Januar 1975 verkehrt der letzte planmäßig mit einer Dampflokomotive bespannte Personenzug über die Schiefe Ebene. Bereits im Juni 1973 verabschieden sich die letzten Exemplare der Baureihe 01. Deren letzte Einsätze hatten die Schiefe Ebene bei Eisenbahnfans zu einer wahren Pilgerstätte werden lassen. Im selben Jahr wird auch das Betriebswerk (das zuletzt nur eine Außenstelle war) in Neuenmarkt endgültig geschlossen.
Der Unternehmer Günter Knauß beginnt ab 1974 Dampflokomotiven bei der DB zu kaufen. In Neuenmarkt findet er die nötigen Unterstellmöglichkeiten, die Unterstützung der Gemeinde und die Möglichkeit der Förderung. Daraus entsteht das Deutsche Dampflokomotiv Museum, feierlich eröffnet am 22. Juli 1977.
Die wachsende Bedeutung des Museums macht es bald notwendig, die Trägerschaft auf eine breitere Basis zu stellen. Die Bildung des Zweckverbandes Deutsches Dampflokomotiv Museum 1984 ermöglicht es, das Museum zu erweitern, die Exponate zu erwerben und die Museumsarbeit zu professionalisieren.
Eine besondere Attraktion entsteht 1996: eine vom Meister des Anlagenbaus Josef Brandl geschaffene Modellbahnanlage, die im Maßstab 1:87 (H0) die Schiefe Ebene mit ihren wichtigsten Abschnitten in der Zeit um 1966 zeigt.
Ein weiterer wichtiger Schritt zur Abrundung des Museums ist getan: Das Areal des ehemaligen Kohlenhofes wird erworben und weitestgehend rekonstruiert. Von nun an können im Museum wieder wie zu Betriebszeiten Dampflokomotiven versorgt werden.
Die nächste große Investition in das Museum ist abgeschlossen. Im Zuge des Museumsentwicklungskonzeptes (MEK) 2013 erfolgte eine umfassende Neukonzeption des Museums vor allem im Bereich der Museumsdidaktik. Unter anderem helfen nun Medienstationen, die Technik und Funktion einer Dampflok zu verstehen und zu erleben.
Als vorerst letzter Entwicklungsschritt beginnt die Umsetzung des Museumsentwicklungskonzeptes (MEK) 2020. Zu den Maßnahmen zählen das neue Kassengebäude mit dem Laufwerk der 01 1080, die Sanierung der Gleisanlagen, eine Überarbeitung der Modellbahn, die Ergänzung der Ausstellung um eine Abteilung zur Schiefen Ebene und die Ausweitung der Museumspädagogik. Außerdem wird das Bahnhofsgebäude erworben und mit dessen Sanierung begonnen.
Zu den Pfingstdampftagen wird die überarbeitete Modelleisenbahnanlage sowie der neugestaltete Ausstellungsbereich „Schiefe Ebene” und die Mitmachstationen (LokLab) übergeben und erstmalig in Betrieb genommen.
Fertigstellung und Eröffnung des neuen Empfanggebäudes mit dem Laufwerk der 01 108 im Zuge der Umsetzung des Museumsentwicklungskonzeptes (MEK) 2020.
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